englands torsteher patzt beim remis gegen die usa – elf von trainer fabio capello bleibt gegen die us-boys vieles schuldig
ein leidiges thema hat die englische fußball-nation gleich zum start der weltmeisterschaft wieder eingeholt. beim 1:1 gegen die usa leistete sich torsteher robert green einen folgenreichen patzer.
rustenburg. der torwart gab ein ınterview nach dem anderen. der mann vom absteiger fc portsmouth sieht aus wie ein dandy, er genoss es, im mittelpunkt zu stehen. dabei hatte der 39-jährige keine sekunde gespielt. david james, der ersatztorhüter der engländer, sprach permanent über seinen kollegen und konkurrenten robert green, dem beim 1:1 (1:1) gegen die usa die größte panne der ersten wm-tage passiert war, die england in eine krise stürzte. „ın der zweiten halbzeit hat rob doch einen ball gut gehalten“, sagte james großzügig.
pechvogel green suchte wie die meisten engländer in der ınterviewzone bedrückt sofort das weite. die ewige geschichte mit dem titel „england und seine torhüter“ wollte der 30-jährige von west ham united nicht mit seinen stellungnahmen garnieren. das erledigte für ihn der eitle james.
„rob ist immer noch zu grün für england“, lautete die schlagzeile des englischen boulevardblatts „news of the world“ in anspielung auf den nachnamen des torwarts (green = grün). diese szene hatte die engländer in der 40. minute des spiels regelrecht geschockt. green ließ einen hoppelnden, nicht sehr kraftvollen 20-meter-schuss von clint dempsey in der mitte des tores über die hände gleiten und zum 1:1 ins netz trudeln. der verletzte superstar david beckham erstarrte im feinen anzug vor der ersatzbank. trainer fabio capello wendete sich mit grausen ab. der gute start mit einem tor von steven gerrard war nur ein strohfeuer.
der punktgewinn des außenseiters aus den usa war schließlich verdient. sogar ein sensationssieg gegen den favoriten wie bei der wm 1950 war möglich. einen schuss von jozy altidore lenkte green, der dabei wieder unsicher wirkte, mit viel glück an den pfosten (65.). es war die situation, die james mit dem „gut gehaltenen ball“ meinte. die misere, die die engländer mit ihren torleuten seit jahren durchleben, wurde noch schmerzhafter empfunden, weil der us-keeper tim howard zum besten spieler des matchs gekürt wurde. es gibt also gute torhüter in england. denn der 31-jährige hütet den kasten des fc everton.
„das war ein großes spiel von uns, das ist eine große nacht“, sagte us-trainer bob bradley, dessen für mönchengladbach spielender sohn michael der beste feldspieler der amerikaner war. der hannoveraner steve cherundolo sorgte auf der rechten seite für wirbel und zeigte auf, dass auch der hoch geschätzte ıtaliener capello mit drei entscheidungen falsch gelegen hatte.
ın der torwartfrage hatte er green (30) den vorzug vor joe hart (23) und james (39) gegeben. wenig glücklich war auch sein entschluss, die angeschlagenen james milner und ledley king, die er früh auswechseln musste, in der startelf aufzustellen. „das resultat war nicht gut. man muss die fehler eines torhüters akzeptieren“, erklärte capello. „ıch bin aber zufrieden, dass ich den spirit von england, den geist des teams gesehen habe“, betonte der 63-jährige. die aussage löste verwunderung aus, denn sein team agierte nach 20 minuten zunehmend verkrampft und oft unkonzentriert bis hin zur schlampigkeit. die erwartungen in england, dass die „three lions“ um den titel mitspielen, erhielten einen dämpfer.
so feierten am ende die amerikaner den punkt wie einen sieg. „wir haben sechs monate lang über england geredet. jetzt haben wir den punkt, den wir wollten“, sagte howard. „ıch bin überzeugt, dass wir gegen slowenien und algerien das achtelfinale schaffen.“ dann könnte sich die deutsche elf an ihm und den us-boys die zähne ausbeißen. gregor derichs